Kohlekraftwerk Vockerode


1937 Grundsteinlegung fuert das Kraftwerk Vockerode
1938 erste 35 MW Turbine liefert Strom
1940 Endausbau mit 6 Turbinen und einer Gesamtleistung 210 MW erreicht- durch den Bau des Kraftwerkes und der Autobahn stieg die Einwohnerzahl in Vockerode auf mehr als 1000 Personen.

1941 Bau der Hochspannungsanlage - Gleichstromuebetragungsanlage
( HGÜ ) von Vockerode nach Berlin ( erstmals 110km Starkstromleitung unterirdisch verlegt ) - Fertigstellung zu Kriegesende ohne Inbetriebnahme.
1945 Beginn der Demontage des Kraftwerkes- Bauhuelle fast komplett gesprengt und Ueberfuehrung der Kraftwerkstechnik in die UDSSR

1950 DDR-Regierung beschloss den Wiederaufbau des Kraftwerkes Vockerode
1953 Beginn des Wiederaufbaus - Das modernste Kraftwerk der DDR sollte entstehen
September 1954 wird Turbine 1 in Betrieb genmommen
Dezember 1955 beginnt die erste Ausbaustufe des Kraftwerkes mit 6 Turbinen, 6 Dampfkesseln und einer Leistung von 192 Megawatt.

April 1959 Endausbau des KKW mit 12 Turbinen und 12 Dampfkesseln und einer Gesamtlesitung von 384 Megawatt.
1969 Inbetriebnahme der Fermwaermeversorgung fuer die Stadt Dessau
1975 Netzschaltung des neuen Gasturbinenkraftwerkes

1973 Ausbau des Ferwaermenetzes zur Versorgung der neu entstandenen Gewaechshausanlage in Vockerode die eine Flaeche von 30 HA aufzuweisen hatte.
1981 Bau einer Pilotanlage zur Senkung der Umweltbelastung durch Schwefeldioxyd, dass bei der Verbrennung von Rohbraunkohle freigesetzt wurde.
1989 wurden bereits 99% aller Haushalte von Vockerode mit Fermwaerme versorgt.

1991 Parallelschaltung der Elektrofilter zur Senkung der Staubemissionen
1993 erfolgte die Schliessung des Gewaechshauses und die Einstellung der Fernwaermeversorgung fuer dieses Gebiet.
1994 Stillsetzung des Kraftwerkes und Einstellung der Fernwaermelieferung nach Dessau

 

Im Jahre 1937 begann am Ortsrand von Vockerode - eingebettet in die historische Dessau-Wörlitzer Parklandschaft der ehemaligen DDR - der Bau eines der modernsten Braunkohlekraftwerke in Europa. Das Projekt der Reichselektrowerke AG Berlin war Bestandteil des sogenannten Vierjahresplans, in dessen Rahmen die NS- Regierung ihre wirtschaftliche Kriegsvorbereitung vorantrieb. Die Standortwahl 50 Kilometer südlich von Berlin am Übergang der Autobahn Berlin- München über die Elbe war einerseits der Gewährleistung der nötigen Turbinenkühlung durch das Flußwasser geschuldet, andererseits der Nähe zu den damaligen mitteldeutschen Braunkohlevorkommen. Ein weiterer Grund für die Ortswahl war militärisch- strategischer Natur. Durch ihre dezentrale Lage außerhalb von städtischen Ballungsgebieten sollte die Anlage auch bei erwarteten Luftangriffen die Energieversorgung der Reichshauptstadt sowie der Rüstungszentren Dessau, Wittenberg, Wolfen und Bitterfeld sichern.
Das erste Halbwerk des Braunkohlekraftwerkes (6 Turbinen à 35 MW) wurde von 1937 bis 1940 errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg - den das Kraftwerk unbeschadet überstanden hatte - wurden die Anlagen und Ausrüstungen des Kraftwerkes 1945 bis 1947 als Schadenersatzleistung an die Sowjetunion demontiert. Von 1953 bis 1959 wurde das Kraftwerk als erstes Grosskraftwerk der DDR wieder aufgebaut und um ein zweites Halbwerk (Total 12 Turbinen à 36 MW) erweitert.

Am 22. Juli 1960 streifte bei Nebel ein Militärflugzeug der Volksarmee vom Typ Iljuschin II- 14 einen der vier 140m hohen Schornsteine des Kraftwerks und stürzte ab. Die sechs Insassen sowie ein Arbeiter kamen ums Leben.
Die Stadt Dessau wurde ab 1968 über eine 15 km lange Leitung mit Fernwärme versorgt. Im Jahr 1971 wurde zusätzlich ein Gasturbinen- Kraftwerk zur Übernahme von Spitzenlasten (6 Turbinen à 27 MW) errichtet.
Die Stilllegung des 237m langen und 80m breiten Braunkohlekraftwerkes, welches zu Spitzenzeiten über 2100 ArbeiterInnen beschäftigte, erfolgte am 10. Oktober 1994. Im gleichen Jahr war auch das Gasturbinenkraftwerk letztmalig in Betrieb. Die über Jahrzehnte das Ortsbild prägenden vier großen Schornsteine wurden 2001 gesprengt.

Das gigantische Bauwerk - „der gestrandete Dampfer an der Elbe“ - gilt als Klassiker des Industriebaus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und hinterlässt ohne Zweifel auch heute einen bleibenden Eindruck. Die Stille in einem solch grossen Bauwerk zu erleben ist eine Dimension für sich, man muss es selbst gesehen haben.